Bild: Pixybay, Alex Motoc

 

Der große KI-Uplift kommt! Brauchen wir ein „KI-frei-Label“?

Immer stärker vertrauen wir in der täglichen Arbeit auf künstliche Intelligenz. Apple plant bereits die nächste große KI-Revolution. Der Aufstieg von SIRI zum persönlichen Assistenten wird unser Verständnis von KI abermals grundlegend verändern. Aber: Können wir in Zukunft menschliche von automatisierter Kommunikation noch unterscheiden? Und brauchen wir diese Unterscheidung noch?

19.06.2024, Adrian H. Messe

Die Ankündigung von Apple Intelligence hat große Wellen geschlagen. Vom Textgenerator bis hin zu Bilderstellung und Zusammenfassung großer komplexer Inhalte im Internet ist so ziemlich alles dabei, was man sich vorstellen kann, und das direkt auf dem Smartphone. Nahezu alle Apps und Programme werden ein gigantisches Uplift erfahren. Schon jetzt ist klar: Apple wird auf einen Schlag vollkommen neue Maßstäbe setzen, wie KI in die tägliche Arbeit und Nutzung einfließen werden. Apple macht einiges anders als die Konkurrenz: KI wird nicht auf das Betriebssystem aufgebaut. KI wird tief in alle Funktionen eingeflochten. Das verändert vollkommen die Art und Weise, wie wir künftig mit OS-Systemen von Apple arbeiten werden.

Die Frage ist: Wenn eine KI meine Texte, Präsentationen, Bilder und sogar meine Handschriftlichen Notizen verbessert, ändert sich nur die Qualität, oder verliere ich meine Originalität? Verlasse ich mich zu sehr als Nutzer auf eine Technik, die ich nicht verstehen, sondern nur bedienen kann? Und noch wichtiger: Fallen mir Fehler, welche die KI beim Formulieren meiner Arbeit macht, überhaupt noch auf? Kann ich mir als Empfänger sicher sein, dass Daten, Fakten und Kontext stimmen?

Viel mehr als ein Smartphone: Der große Uplift zum Companion

Es geht um viel mehr, als um einfache große Sprachenmodelle wie ChatGPT. Es geht um die Verknüpfung aller Funktionen, die man sich denken kann. Beispielsweise kann man SIRI fragen, ob man rechtzeitig zum Meeting kommt oder ob man eine alternative Route braucht, und SIRI aktualisiert sowohl die Termin als auch die Routenplanung. SIRI kann künftig auch Emails zusammenfassen, ohne mir den ganzen Inhalt vorlesen zu müssen, und kann entsprechend meine Terminplanungen aktualisieren. Meine Emails bekommen durch eine Korrektur mehr Struktur und Pepp. Die KI arbeitet App-übergreifend und bruchfrei. Damit wird das Smartphone künftig eine helfende Hand, wie ein echter Companion, der mich den ganzen Tag hinweg begleitet. Eine atemberaubende Technik, die neue Standards setzen wird.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Steigerung der Effektivität, Produktivität und Qualität. Anstatt sich zu lange mit der passenden Formulierung herum zu schlagen, geht die Mail dank KI leicht von der Hand. Natürlich kann es auch zu Stilblüten führen. Ein Beispiel: Ich gebe SIRI beim Autofahren den Auftrag, meinem Kollegen eine Email zu schreiben. Dazu gebe ich nur die Stichworte. SIRI schriebt die Mail, liest sie vor, damit ich sie freigebe und sie wird gesendet. Mein Kollege sitzt ebenfalls in seinem eigenen Auto. Er bekommt von seiner SIRI eine Nachricht, mit einer Zusammenfassung der Email. Kurzum: SIRI liest ihm die wichtigsten Stichpunkte vor. Jene, die ich vorher eingegeben habe. Das mag auf den ersten Blick amüsant erscheinen. Doch steckt dahinter eine alltägliche Nutzung eines mächtigen Tools, die definitiv bald ganz normal für uns sein wird.

Who is who – Mensch oder Companion?

Es stellt sich nur die Frage: Wenn ich eine gut geschriebene Email bekomme, oder eine hervorragend gestaltete Präsentation – was daran hat der Mensch geschrieben, und was die künstliche Intelligenz? Immer öfter und immer stärker werden wir darauf vertrauen, dass die Technik uns hilft. Es wird der Effekt eintreten, den wir mit Navigationssystemen bereits haben: Ohne Google-Maps sind wir kaum noch in der Lage, uns zurecht zu finden. Wer kann bitteschön aus der jüngeren Generation heute noch Karten lesen?

Das ist nicht unproblematisch. KI hat die Tendenz, komplexe Inhalte auf bestimmte Art zu reduzieren. Dabei können wichtige Nuancen oder Details untergehen. Beispielsweise wird es noch ein wenig brauchen, bis SIRI uns sagen wird: „Adrian hat auf deine Email geantwortet, aber er ist schwer genervt. Du solltest mal mit ihm darüber reden“. Das bedeutet, dass wir nicht nur die zwischenmenschliche Kommunikation immer stärker automatisieren werden, sondern auch Professionalität suggerieren, wo wir sie gar nicht selbst reproduzieren können.

Ein Beispiel: Eine professionell gestaltete Powerpoint-Präsentation ist immer besser als eine unübersichtliche. Geschäftliche Inhalte sind für eine KI sehr schwer so dazustellen, dass sie alle Botschaften, die man dem Kunden oder Geschäftspartner gegenüber transportieren will, tatsächlich passgenau auf den Folien landet. Darum muss man selbst in der Lage sein, mit der Software umzugehen. Bei Emails und Texten werden wir uns aber immer stärker auf die KI-Assistenz verlassen. Und es wird schwer zu sagen, wer die Email geschrieben hat. Die KI, oder der Mensch?

Es ist absolut richtig, dass wir mit großartigen KI-Tools sehr viel erreichen werden. Wir werden produktiver, professioneller, effizienter und schneller. Genauso richtig ist aber die Frage: Wollen wir wirklich Leute einstellen oder mit ihnen zusammenarbeiten, die ohne KI selbst keine professionellen Emails mehr schreiben können?

Brauchen wir wirklich ein KI-frei-Label?

Im Gespräch mit Kunden und Kollegen wird immer öfter die Frage diskutiert: „Brauchen wir ein Label, dass uns garantiert, dass Inhalte ohne KI erstellt wurden?“. Das ist insbesondere bei der Arbeit mit öffentlichen und staatlichen Institutionen nicht unwichtig, schließlich gelten hier spezielle Herausforderungen hinsichtlich des Datenschutzes und beim Umgang mit sensiblen Informationen. Auch wollen Kunden allgemein, dass sie professionelle Dienstleister buchen und nicht nur Menschen, die gut mit Tools umgehen können, die man sich im Zweifel lieber selbst besorgt.

Dennoch sollten wir nicht kopfscheu werden: Wir sollten Werkzeuge als das sehen, was sie sind. Nützliche Helfer. Das Arbeiten wird sich immer stärker und immer schneller ändern und wir müssen uns immer schneller anpassen. Der Innovationsschub, der KI in unser tägliches Leben bringen wird, ist noch nicht wirklich abzusehen. Schon jetzt aber haben wir bereits einiges erreicht. Entscheidend wird, dass wir einen vernünftigen Umgang mit den Werkzeugen erlernen und dabei unsere Fähigkeiten nicht verlieren. Denn beim Menschsein geht es eben um mehr als nur zu wissen, wie man mit einem Smartphone umgeht. Es geht um Kompetenz, Leidenschaft, Haltung und Engagement. Das will ich ungefiltert sehen und wahrnehmen können. Ohne KI. Für einige Aspekte werden wir also in der Tat Labels oder Zertifikate benötigen, die garantieren, dass ein Arbeitsergebnis entweder KI-frei ist, oder entsprechend gesetzter Grenzen oder Qualifikationsmerkmale erarbeitet wurde. Diese Label müssen nachvollziehbar und transparent sein. Aber wie soll so ein Label konkret aussehen? Dazu bald mehr.

 

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